Der Briefkasten quillt über, die Mailbox ist zugemüllt, der Kunde genervt. Die klassische Werbung hat den Bogen überspannt. Höchste Zeit für eine neue Strategie.
Werbung ist heute fast schon gleichbedeutend mit Belästigung. So empfinden es viele. Auf unzähligen Briefkasten prangt vielerorts ein Bitte-keine-Werbung-Schild. Während der unvermeidlichen Werbepausen im Fernsehen geht inzwischen halb Deutschland zum Kühlschrank, schaut die Post durch oder verschwindet auf die Toilette. Die ganz Schlauen nehmen ihren Lieblingsfilm auf und überspringen später die Werbespots.
Öffnet der treue Verbraucher seine Mailbox, ist es auch nicht anders. Sie ist zugemüllt mit Angeboten, die er nicht braucht. Die meisten Anbieter kennt er nicht einmal. Wer hat denen eigentlich die Kontaktdaten weitergeleitet? Hat sich ein gutgläubiger Käufer dann noch in einem Anfall von Übermut in einen Newsletter eingetragen, hat er vollends verflippt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht mindestens zwei Drängel-Emails erhält. Die ganz tapferen halten das einen Monat durch, die Schnellentscheider melden sich schon nach einer Woche genervt und verärgert ab. Wie konnte es bloß mit der Werbung so weit kommen?
Früher war von allem weniger
Früher war Werbung irgendwie noch beschaulich. Die ersten Werbefilmchen liefen ausschließlich im Kino. Kein Wunder, wer hatte damals auch schon einen eigenen Fernseher. Zugleich starteten findige Unternehmer Kampagnen, um ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Viele davon prägten sich unauslöschlich in die Köpfe der begeisterten Konsumenten ein. Nicht umsonst stehen Tempo, Aspirin und Uhu auch heute noch für Taschentücher, Kopfschmerzmittel und Kleber.
Mit dem Einzug der Fernseher in die Wohnstuben ging es dann so richtig los. Kaum einer konnte oder wollte sich jetzt noch entziehen. Die Kombination aus Bild und Ton war der ideale Begleiter der Werbebotschaften. Er stellte sicher, dass sie sich optimal einprägten. Das Internet setzte allem dann die Krone auf. Durch Texte, Banner, kleine Fenster, die aufpoppten oder Emails waren die Kunden jetzt jederzeit überall erreichbar.
Klassische Werbung nervt den Kunden
Inzwischen beginnt sich das wieder umzudrehen. Genervt von Massen-Emails und Dauerberieselung, schotten sich die Konsumenten ab. Mit Hilfe von Werbeblockern im Internet, Aufklebern auf den Briefkästen oder Einträgen in Robinson-Listen, die vor ungewollten Werbesendungen und Telefonanrufen schützen, zeigen die Kunden deutlich, dass jetzt Schluss mit lustig ist. Sie wollen Produkte und Dienstleistungen gezielt auswählen und nicht von ihnen überrollt werden. Interessieren sie sich beispielsweise für eine Urlaubsdestination, sammeln sie aktiv Informationen, bevor sie sich entscheiden. Dabei spielt das Internet zwar nach wie vor eine bedeutende Rolle, nur viel subtiler als bisher. Reißerische Kampagnen und blinkende Banner stören eher und verärgern den Kunden, als das sie dem Anbieter nützen. Inzwischen liegen gut aufbereitete, glaubwürdige Texte voll im Trend. Weblogs informieren von Mensch zu Mensch und lassen dem Kunden Spielraum für eigene Entscheidungen – vorausgesetzt, sie sind gut gemacht. Diese neue Art des Zugehens auf den Kunden nennt man Inbound-Marketing.
Inbound-Marketing berät den Kunden
Anstatt Kunden mit Werbebotschaften zu nerven, bietet ihnen das Inbound-Marketing gute Inhalte und relevante Informationen an, die leicht zu lesen, verständlich und unterhaltsam sind. Denn kaum ein Kunde möchte sich durch technische Herstellerangaben und komplizierte Fachtexte kämpfen. Er will sich vielmehr selbst ein Bild machen, wie gut ein Produkt zu ihm passt. Gern lässt er sich auch durch Erfahrungsberichte beraten. Ihnen traut er mehr als den bunten Werbebotschaften und Lobeshymnen der Verkäufer. Inbound-Marketing kommt den genervten Kunden in vieler Hinsicht entgegen – und das ist auch dringend nötig.